Behringer hat's wieder getan!

Den Kobol-Expander wiederzubeleben war schon eine kuriose Idee. Es dann so gut hinzubekommen und das Instrument für € 169.- anzubieten, kann so wohl nur Behringer umsetzen. Ich habe bereits nach kurzer Zeit einen zweiten Kobol erstanden. Für mich war der B-ARP 2600 Gray Meanie das erste Meisterstück der Behringer Synthesizer Schmiede - der kleine Kobol ist ebenso phantastisch gelungen!


Zuerst etwas Geschichte:

Das Original von RSF (Ruben und Serge Fernandez)

Kurios war die Wahl, weil der RSF Kobol ein eher unbekanntes Instrument war. Insbesondere durch die Patch-Points war der Expander Kobol eine ideale Weiterentwicklung der Tastatur-Version des Kobol, von dem zwischen 1978 und 1982 ca. 200 Stück gebaut wurden. Der "Tastatur-" Kobol Synthesizer ähnelte dem Minimoog, klang ausgezeichnet, hatte aber keine Patch-Points.

sample-imageAuf dem Foto ist in der unteren Hälfte der RSF Expander Kobol und in der oberen Hälfte der RSF Expander II zu sehen, der ausschliesslich klangverändernde Prozessoren (Hilfsmodule) hat und den Kobol in einen sehr komplexen Synthesizer verwandelt.

Das komplette Instrument war aber ein Rack-Quartett. Es gab noch den RSF Programmer mit 16 CV Pots, die in 16 (2x8) Presets gespeichert werden konnten. Ausserdem hatte er einen kleinen Sequenzer mit 2x8 Steps, der sowohl Tonhöhen als auch die Presets sequenzieren konnte. Ein Programmer konnte über rückwärtige Verbindungen bis zu 4 Expander Kobol ansprechen.

sample-imageDie Expander Kobol und und Expander II gab es seit 1979. Der "Programmer" und ein spezialisierter Keyboard-Mixer, der "KM-8" mit FX-Send/Return (das vierte Rack) folgten kurz darauf. Das ganze Instrument wurde (idealerweise) über das "Polyclavier" (8x CV/Gate Out) gespielt, und das Polyclavier bietet, schon durch sein Bedien-Feld, einen interessanten Einblick in das phantastische Gesamt-Konzept der Expander-Rack Idee der Brüder Fernandez. Für seine Zeit war es State-of-the-Art.

sample-imageBis zu 4 Expander Kobol können über die 8-stimmig polyphone Tastatur des Polyclavier als ein Instrument gespielt werden. Zusätzlich können (auch mehrere) weitere Programmer und Expander II angeschlossen werden. Das kleine Foto zeigt die Rückseite eines "Programmer" Racks, das mit bis zu 4 Karten ausgestattet werden konnte, um normalisierte Verbindungen zwischen den Geräten herzustellen, die durch eingesteckte Patchkabel in den anderen Racks unterbrochen werden. Auch von den RSF Kobol, Expander II, Programmer und KM-8 wurden jeweils nur etwa 200 Stück produziert. Die groß und schwer wirkenden Racks wogen allerdings nur 3kg (pro Stück) und waren erstaunlich flach.

sample-imageBeim China Konzert von Jean-Michel Jarre mit seiner Band im Jahr 1981 spielte wohl Frederick Rousseau - und nicht J.M.Jarre, wie häufig zu lesen ist - die abgebildeten RSF Expander (und einem ARP 2600), aber Jean-Michel Jarre besaß das anscheinend grösste, je realisierte Kobol-Instrument, wodurch der erstaunliche Bekanntheitsgrad unter "Fachleuten" begründet sein dürfte. Jedoch erlitt die Firma RSF im folgenden Jahr (1982) den Bankrott - wie schon ARP Instruments trotz "Marktführerschaft" im Jahr zuvor. Auf dem Werbefoto identifiziere ich 4x Expander Kobol, 2x Programmer, 1x Expander II, 1x KM-8 und das Polyclavier.

Olivier Grall's Fotos und der Scan der Werbung entstammen der offiziellen RSF-Website.

sample-imageHier ist ein Trio mit Expander Kobol, Expander II und Programmer zu sehen (das Foto hatte ich aus einem Forum, das ich leider nicht wiederfinden kann). Kürzlich wurde so ein 3er-Set für etwas über € 30.000 (dreissigtausend Euro!) zum Kauf angeboten - das 20-fache des Neupreises! Die Original-Preise waren umgerechnet € 550.- (Expander Kobol), € 450.- (Expander II), € 490.- (Programmer) - für € 370.- gab es den, hier nicht vorhandenen Keyboard-Mixer (KM-8).

Während der RSF Expander II eine wirklich gute, wichtige und sinnvolle Erweiterung des Kobol ist, da er praktisch alles an Modulations-Prozessoren bietet, was man sich wünscht, halte ich den Programmer, der damals eine wirkliche, technische Raffinesse darstellte, heute für überholt, weil seine Funktionen (soweit ich es verstehe) inzwischen relativ einfach und wesentlich komplexer hergestellt (sprich: programmiert) werden könnten. Mit dem Programmer lassen sich Presets erzeugen und speichern. Diese drei Geräte zusammen waren sozusagen die "aufgebohrte" Form des Kobol-Synthesizers mit Tastatur (und deswegen wesentlich vielseitiger). Die Tastatur und Modulationsräder des Kobol Synthesizers gab es nun, in ebeso aufgebohrter Form, im "Polyclavier".

RSF hatte ein Instrument (das Kobol Expander Quartett) gebaut, das sich auf dem gleichen Niveau, wie die besten Synthesizer der Zeit befand. Durch den Programmer waren sie sogar ganz vorne in der Entwicklung dabei. Mit dem Keyboard-Mixer wurde es dann noch möglich, neben der perfekten Mischung, ausgewählte Effektgeräte einzuschleifen. Wirklich gut durchdacht und phantastisch realisiert!


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Der Behringer Kobol Expander

Obwohl der Kobol Expander sehr einfach strukturiert ist, lassen sich auch ohne Expander II und Programmer, insbesondere durch die Patch-I/Os, sehr, sehr schöne Klänge erzeugen. In dieser (reduzierten) Form eignet er sich besonders für melodiöses Spiel und taugt auch für satte Bässe! Die Einfachheit dieses Instruments ist auch seine Stärke, denn sie befördert die Spielfreude und vereinfacht die Möglichkeit einer unmittelbar erfolgenden, musikalischen Reaktion.

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Ich hatte den Kobol eigentlich als klangliches Gegenüber zum B-ARP 2600 geplant, stellte aber sofort fest, dass er sich unglaublich gut als farbgebende, analoge Lead-Voice zusammen mit dem polyphonen Yamaha TX81Z versteht. Der Yamaha TX81Z ist digital und arbeitet mit FM-Synthese - und daher ohne subtraktives Filter. Hier erzeugt der Kobol (mit Filter) den Kontrast. Man möchte in einem polyphonen Satz i.d.R. nicht einzelne Stimmen verändern, da es die klangliche Einheit zerstören würde. Eine zusätzliche, analoge, subtraktive Lead-Stimme kann z.B. durch Filter und Portamento leicht moduliert werden, so dass sie wie eine Solisten-Stimme klingt, die aus dem (akkordischen und homogen klingenden) Satz hervorsticht. Für diese Funktion ist der Behringer-Kobol für mich wirklich das bestgeeignetste Instrument (in meinem Arsenal), weil es klein und einfach ist und durch die Patchpoints dennoch etwas raffiniertere Klänge erzeugen kann!

Aufbau des Kobol

sample-imageDer Aufbau des Kobol ist denkbar einfach und durch die Panel-Gestaltung auch einfach nachvollziehbar. Für die Erzeugung von Klängen sind zwei VCOs mit jeweils 7 Waveforms und ein Noise-Generator (White und Pink) vorhanden. Die VCOs können in den Sync-Modus geschaltet werden. Besonders ist, dass die 7 Wellenformen des VCOs nicht geschaltet, sondern durchgeregelt (interpoliert) werden. Es gibt es einen einfachen LFO (Dreieck und Rechteck) und einen einfachen, sehr brauchbaren Voltage-Processor. Bei beiden fällt eine gut bedachte Besonderheit auf: der LFO hat zwei Patchpoints an den OUTputs. LFO OUT 1 wird durch den Poti "Volume" geregelt (und gleichzeitig dem Kobol Sound zugefügt) und LFO OUT 2 geht direkt raus - so lässt sich durch die LFO Rate z.B. ein Sample/Hold Modul (im Expander) takten (während der LFO im Kobol stummgeschaltet ist). Das Gleiche, nur umgekehrt, gilt für den Voltage Processor Input: Während IN 1 in der Eingangslautstärke durch den "IN 1 Gain" Regler eingestellt wird, läuft IN 2 direkt zum "OUT Gain" Regler. Beides ist elementar wichtig, wenn man so etwas, wie einen Expander II anschliessen möchte.

sample-imageDie rechte Seite des Panels ist ebenso einfach strukturiert. Hier befindet sich ein wohlklingendes 24dB LoPass Filter, das mit dem Resonanz-Regler bis in die Selbstoszillation gefahren werden kann, dazu ein Regler, der die Filterfrequenz an die gespielte Tonhöhe anpassen kann und ein Regler, um das Filter mit der zweiten Hüllkurve zu steuern. Ganz rechts sind die beiden einfachen ADS-Hüllkurven-Generatoren, ADS 1 und ADS 2. ADS 2 ist für das Filter vorgesehen. Für externe Audiosignale gibt es den Patchpoint "VCF Audio IN" - das eingehende Signal wird vor dem Filter mit den VCOs summiert.

Als "vollwertiger" Synthesizer mag das trotzdem etwas schmal erscheinen, aber die im Kobol enthaltenen Komponenten sind geradezu perfekt für "einfache Aufgaben" - und die Patchpoints ermöglichen es, sogar mit dieser einfachen Ausstattung komplexere Klänge zu gestalten.

Wer aber den Behringer-Kobol als "kompletten" Synthesizer spielen will, sollte etwas, wie den Expander II haben, denn der hatte alles, was man im Kobol vermissen könnte: Envelope-Follower, Voltage-Processor (mit LAG / SLEW), einen leitungsfähigeren LFO (Dreieck, Sägezahn, Rechteck, Sample and Hold), RingModulator, Noise-Generator, Gate-Delay, 3 In 1 Out Mixer, ADSR Hüllkurve, einen weiteren VCA und 2x Multiples. Da der Behringer Expander Kobol auch ein Eurorack Modul ist, bietet es sich an, die Funktionen des Expander II durch Eurorack Module selber zu realisieren.

Nach einem kurzen Versuch der Erweiterung durch Eurorack Module und Max-Patches habe ich mich allerdings für eine Kompromiss-Lösung entschieden (ein kleiner Expander) - mir wurde die Bedienung des Instrumentes zu komplex und "zu technisch". Die zusätzlichen Module und die zahlreichen Patchkabel zerstörten die Einfachkeit dieses Instrumentes, die einen ganz besonderen Reiz auf mich ausübt. Kompliziertere Dinge mache ich bereits mit Buchla und MOTM und das ist ausreichend für mich. Dem Kobol können aber einige Funktionen des Expander II z.B. bereits mit einem "Kenton Modular Solo" Modul hinzugefügt werden. Insbesondere das Portamento, aber auch der zusätzliche LFO des Moduls sind wichtige Ergänzungen. Meine erste Erweiterung des Kobol bestand aber aus einem zweiten Kobol. Mehr darüber weiter unten.

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Behringer's Desktop-Standalone/Eurorack Konzept

Die ersten Synths dieser Serie hatten mich nicht sehr interessiert und ich muss sagen, dass ich zuerst von der Verkleinerung nicht angetan war. Ich besaß in der Vergangenheit einen Moog Mini Model D und einen EDP Wasp Deluxe (beide sind Teil dieser Serie), was meine Aufmerksamkeit hervorrief. Die Behringer Neu-Interpretation des ARP 2600 (den ich auch im Original besaß) hatte mich jedoch absolut begeistert, und mit dem Gray Meanie kam auch mein Vergnügen zurück, Synthesizer ohne Computer-Unterstützung zu spielen. Der Expander Kobol hatte meine Neugier geweckt - und sowohl der Kobol als auch das Desktop/Eurorack Konzept haben mich schnell begeistert.

PolyChain

sample-imageDiese Desktop Serie bietet den "PolyChain" (MIDI-) Mode, der aber (glaube ich) nur im Desktop Case funktioniert, weil USB IN, MIDI OUT und die MIDI Kanal DIP Schalter am Gehäuse und nicht auf der (Eurorack-) Frontplatte sind.

Im PolyChain Modus lassen sich bis zu 16 Expander (dann mit den MIDI-Kanälen 1-16) über MIDI-Kabel verbinden und es ist möglich, den Kobol polyphon zu spielen. Es funktioniert so: 1. Ton = MIDI ch1, 2. Ton = ch2, 3. Ton = ch 3… Bei Überschreitung der maximalen Anzahl wird wieder der 1. Ton ersetzt. Die Parameterwerte werden nicht übertragen.

Für mich ist PolyChain, insbesondere am Kobol, nicht wirklich interessant. Man kann zwar mehrstimming spielen, aber, um es sinnvoll zu gebrauchen, bedarf es doch einiger Workaraounds. Auch bei einzeln angeschlagenen Tasten steppt PolyChain durch die MIDI-Kanäle. Weil mehrere Kobol(de) nur in einem zeitaufwändigem Prozess "identisch" eingestellt werden können, ist es bereits unbefriedigend. Insbesondere die Einstellung der stufenlosen Wellenformen zieht den Prozess etwas in die Länge. Dazu kommt, daß, wenn man z.B. mit zwei Kobol Legato spielt - also evtl. leichte Überlappungen erzeugt (was eine weitere Stimme gebraucht) - ein liegender Ton einfach abgeschnitten wird. Mit der "newest/highest/lowest" MIDI Note Priorität lässt sich das nicht befriedigend lösen. Dieser Umstand betrübt mich nicht - mein Interesse liegt eher im Zusammenschluss zweier Kobol für eine höhere Komplexität der erzeugten Klänge.

Fazit

Der Kobol ist wirklich gut gelungen. Er ist ein wunderbarer und (sehr) kleiner Synth, an dem ich nichts auszusetzen finde. Im Gegenteil: er klingt erstaunlich gut, hat Charakter, überrascht mit Klängen, die man auf so einem kleinen Synth kaum für möglich gehalten hätte und er macht mich glücklich, wenn ich ihn spiele.

Behringer liegt nicht nur preislich ausser Konkurrenz und senkt damit die Hürden zur Synthesizer Welt, sondern ermöglicht mit diesem Konzept insbesondere den Einsteigern, sich "weiterzuentwickeln" (indem sie vom Desktop Synthesizer auf Eurorack umsteigen), ohne grössere finanzielle Verluste hinnehmen zu müssen oder ihr erstes Instrument aus dem System "zu verlieren" - sie können nahtlos ins Modular-Konzept umsteigen und den Kobol Frontpanel als Erorrack-Modul weiter spielen. Auch für "Fortgeschrittene" ist diese Option sicherlich willkommen. Wirklich gut!

Es ist auch erstaunlich, dass Behringer es erneut schafft, einen positiven persönlichen Abdruck in der gelungenen Wiederbelebung des Kobol zu hinterlassen.

Und wie schon beim 2600 Gray Meanie bleibt mir nur, den Hut zu ziehen: Chapeau, Behringer! Sehr, sehr gute Arbeit!

Der Kobol auf der Behringer-Website: Kobol Expander


II

Die Erweiterung des Behringer Kobol

Die Modulations-Module in den Expander II auszulagern und die Klangerzeuger zu separieren, um mit nur einem Expander II evtl. gleich mehrere Kobol anzusprechen (siehe RSF Werbe-Foto), empfinde ich auch 40 Jahre später noch als sehr gut. Es reizte mich daher, die drei anderen RSF Racks - Expander II, Programmer und KM-8 - eventuell mit Eurorack Modulen und sukzessive mit MAX-Patches nachzuempfinden und einen zweiten Kobol einzubinden. Gespielt würde es dann über ein Launchkey mk3 Keyboard, das ausser Sustain-Pedal, Mod-Wheel und Pitchbend-Wheel noch 8 MIDI-Controller und (vor allem) 16 Pads bietet (beides mehrfach belegbar), ausserdem habe ich noch ein Lehle Dual Expression Pedal und ein iPad.

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Die Funktionen des RSF Expander II

sample-imagesind der Ausgangspunkt für dieses Unterfangen, deshalb habe ich sie gelb umrandet. Ganz links sind oben ein 2er und unten ein 3er Multples (ohne Beschriftung). Für ein Setup ohne Computer kämen die beiden (extrem günstigen) Behringer Module 150 und 130 der Roland M Series Replication in Frage, denn sie bieten bereits einen guten Teil der Funktionen des RSF Expander II (RM, LFO, S/H, Noise [150] und gleich 2x 3 IN/1 OUT-Mixer, bzw. 1x 3 IN/1 OUT-Mixer plus Summen-VCA [130]).

Es war erst mal nur ein Gedankenspiel. Meine erste Skizze zeigt die Planung zur Idee einer maximierten "Fernsteuerung" des Doppel-Kobol mit Eurorack und Computer. Da aber die Einbindung eines Computers unabdingbar wäre und ich den Kobol lieber klein lassen und ohne Computer spielen möchte, habe ich die Idee der kompletten Steuerung ziemlich schnell wieder verworfen (mehr dazu unter "Rekapitulation zur Erweiterung").

sample-imageDie beiden grauen Module sind die besagten Behringer 130 und 150. Aus meinen Eurorack-Beständen kommen das Kenton Modular Solo (MIDI to CV), ein Expert-Sleepers ES-40 mit fünf CV Expandern (40 x CV), der TipTop Z4000 ADSR Generator und ein 2x3 Buffered Multiples von "After Later Audio" . Ein 2TE Gate Delay desselben Herstellers ist geplant. Ringmodulation, CV-Processor, LFO, ADSR, Envelope Follower, LAG/Slew und Gate Delay wären auch ausschliesslich Max-patches (über ES-CV) realisierbar. Mixer und VCA habe ich aber lieber als Module.

Mit 46 CV Ausgängen wären mit diesem Setup auch genügend CV Ausgänge für die Realisierung des RSF Programmer-Racks vorhanden.

Der RSF Programmer

sample-imageIm RSF Programmer sind die Verbindungen der 16 Regler beschriftet - sie haben also eine feste Zuweisung. Ich habe es auf dem Bild farbkodiert dargestellt. Bei der Realisierung mit Max und iPad wäre sogar ein Nachteil des Original-Konzeptes überwunden: die Pots würden auch nach Preset-Wechseln die aktuellen Positionen anzeigen. Der, im RSF Programmer enthaltene, kleine Sequencer könnte auch einfach in Max realisiert werden - auch im grösseren Umfang.

Nun war es an der Zeit, noch einmal über die ganzen Erweiterungen nachzudenken:

Rekapitulation zur Erweiterung

Zwei Dinge stachen bei diesem Gedankenspiel hervor: zuerst einmal die (sehr positive) Einfachheit des Kobol, die durch die ganzen Module und Patchkabel verloren geht und zum zweiten der finanzielle Einsatz für eine Komplett-Steuerung! Die Steuerung allein ist mit ca. € 1500.- nicht gerade ein Schnäppchen - und sie würde das Setup zusätzlich mit Computer und weiteren Controllers deutlich vergrössern. Die komplette Erweiterung (also nur die mittlere Modul-Reihe) läge trotz der günstigen Behringer Module bereits bei ca. € 2400.- (Neupreis). Weil ich aber das Kenton Modular Solo und ein ES-40 mit komplettem Expander-Satz zur Hand hatte, konnte ich die Steuerung einfach mal in die Praxis umsetzen. Ein dritter Punkt wurde deutlich: Beide Kobol haben 6 Schalter - es wären also bei jedem Preset-Wechsel immer noch 12 - inklusive der Behringer Module sogar 17 - Schalter zu überprüfen! Das kann man nicht mehr wirklich "Preset" nennen…

Natürlich spreche ich für mich - es sind keine allgemein gültigen Aussagen, aber ich habe die Idee der kompletten Steuerung meiner Kobols verworfen. 1. Ich besitze bereits zwei komplexe Modularsysteme und will kein drittes. 2. Da ich den Kobol nicht für Repertoire Konzerte gebrauche, bei denen eine schnelle Umschaltung von Sounds (Presets) notwendig ist, ist eine so umfangreiche Steuerung eher ein Hindernis als eine Erleichterung. 3. Der Kobol ist direkt und unkompliziert (und soll es auch bleiben)!

Realisierung des Expanders

Nichts spricht gegen die Anschaffung eines zweiten Kobol. Spielt man zwei Kobol als ein Instrument (auf demselben MIDI ch), können Klänge bereits deutlich komplexer gestaltet werden. Mir gab es fast das Gefühl, eventuell gar keinen Expander zu benötigen. Was ich aber vermisste, war eine Portamento-Funktion (LAG), und die habe ich (ohne Computer) durch das "Kenton Modular Solo". Da dieses Modul zusätzlich einen umfangreichen LFO mitbringt, genügt es eigentlich schon allein, meine Wünsche zu befriedigen. Ich war aber neugierig, wie sich der Expander auswirkt.

sample-imageUm den Kobol auch weiterhin "einfach" (d.h. ohne Expander) nur über eine MIDI Tastatur spielen (und einfacher transportieren zu können), habe ich zuerst eine 2x30 TE Erweiterung gebastelt, die sich an meinen Doppelkobol andocken lässt. Darin befinden sich das Kenton Modular Solo, Multiples, ADSR, Dual VCA, Vektor-Mixer und ein Joystick. Statt eines 3 IN -> 1 Out Mixers verwende ich einen Antimatter Vektor-Mixer (4 In -> 1 Out) in Verbindung mit Joystick und µVCA.

Leider zerstört das "Frankensynth" Design die sehr schöne, homogene Erscheinung des Kobol…

In der Praxis

sample-imageDer Synth ist nun 60 cm breit, also immer noch recht "klein". Der Vektor-Mixer ist schon mal sehr "erweiternd" - besonders jetzt, wo RM im Instrument ist. Die Steuerung über den Joystick ist mir lieber, als mehrere Drehregler. Die Ringmodulation ist die deutlichste, klangliche Veränderung und sehr reizvoll. Auch S/H ist nicht zu verachten. Meine beiden alten Disting mkI leisten hier erstaunlich gute Dienste. Das erste startet als S/H (inklusive Noise Output) als Grundeinstellung, das zweite startet als RingModulator.

sample-imageDas 4TE schmale Disting von Expert Sleepers ist geradezu ein ideales Modul für den Expander II Ersatz. Neben RM und S/H bietet es LFO, Envelope-Follower mit Pitch Tracker, Slew Rate (LAG), Waveshaper, Quantizer, Rectifier, Comparator und sogar zwei Arten VCOs … Im "Disting Cheat Sheet" sind alle 16 verfügbaren Einstellungen zu sehen.

Der aktuelle Zustand:

sample-imageDie Trennung von Synths und Expander finde ich gut und die geringe Grösse kommt mir entgegen. Es war vor allem das Portamento, das ich unbedingt wollte und dafür musste ich mindestens ein Eurorack Modul gebrauchen. Die, durch wenige Module erzeugten vielen zusätzlichen Möglichkeiten öffnen die Tore in die abstrakteren Klänge und andere musikalische Welten, ohne das Instrument (oder seine Maße) zu sehr zu verändern. Alle Funktionen des RSF Expander II sind umzusetzen, nur das Gate Delay fehlt noch. Nun werde ich den Doepfer Mixer 138s mit 4xIN und 2xOUT als zusätzlichen Mixer (Router) probieren. Durch die Panoramaregler kann ich mit diesem Mixer (im "Dual-Mono"-Betrieb) auch einen Ausgang für das (Mono-) Pedalboard nutzen, um die Signale umzuleiten. Den Voltage Processor des RSF Expander II werde ich mit den 4 Aux Ausgängen des Kenton zu realisieren versuchen und für die Steuerung die MIDI Regler des Keyboards nutzen, mit denen ich bereits den zusätzlichen LFO (+ S/H) des Kenton regle.

Auf dem Bild ist nur die Front-Ansicht abgebildet. Natürlich ist eine zusätzliche Stromversorgung notwendig. Ich nutze dafür ein Behringer CP1-A, das ich auf der Rückseite das Expanders angebracht habe.

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Nachbemerkung

Ich will aus dem Kobol keine eierlegende Wollmilchsau machen, mit der ich alle Sounds dieser Welt produzieren kann, sondern ich möchte einfach brauchbare Sounds schnell einstellen können, mit denen ich spielen kann. Das genau ist auch die Stärke des Kobol - also eher weniger Patchkabel… Ohne Computeranbindung gehören aber ein paar FX Pedale zu jedem analogen Synth.

Mehr über mein Pedalboard ist hier:
Das FX-Pedalboard


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Der Behringer Kobol ist ein wirklich gut gelungener Synthesizer!