Im Jahre 1987 willigte Peppino Di Giugno, 1975 Mitbegründer des IRCAM in Paris (zusammen mit Luciano Berio and Pierre Boulez), in einen Vertrag ein, im Studio IRIS, dem FARFISA Forschungs-Institut in Paliano (ca. 60 km von Rom, Italien) die Entwicklung der M.A.R.S. zu leiten. Finanziert wurde das Projekt durch die Bontempi-Farfisa Group. Der Hintergrund für dieses Forschungsprojekt war sehr ernst: es ging um nichts Geringeres, als um die Rettung der schwer angeschlagenen, italienischen Industrie für elektronische Musik-Instrumente. Nach einer Zeit der Blüte war die führende Position in Europa auf diesem Gebiet, mit dem Einzug digitaler Elektronik, verloren gegangen. Die M.A.R.S. wurde die offene Architektur, Anwendungen zu entwickeln, die dann als Sound-Chip in modernen Instrumenten die Krise beenden und eine Zeitenwende für die Hersteller herbeiführen sollte.

sample-imageMit Di Giugno war »das« italienische Genie schlechthin auf diesem Gebiet für diese Aufgabe gewonnen worden. Sein 4X Computer, den er bei (oder für) IRCAM entwickelt hatte, setzte in den 80er Jahren neue Maßstäbe. Di Giugno's Vision war, "ein Computer-Musikinstrument mit Eigenschaften der Universalität, unabhängig vom Prozess der technologischen Entwicklung und der Entwicklung des musikalischen Denkens zu entwerfen.". Zusammen mit einem hervorragenden Team begann die Arbeit bei IRIS in Paliano. Meine Ansprechpartner waren vor allem Sylviane Sapir und Paolo Andrenacci, die mich beide sehr beeindruckten. Der grösste Unterschied zu IRCAM und Frankreich war sicherlich, dass deutlich weniger Geld im Spiel war. Meiner Meinung nach war Italien deshalb auch das richtige Land für dieses Projekt. Die Athmosphäre war immer sehr freundlich und sehr konzentriert. Kurios: ein, sich direkt neben dem Studio befindendes Spitzen-Restaurant, welches abends vor allem gut betuchte Römer anzog (was deutlich an den abends parkenden Nobel-Karossen zu erkennen war), fungierte tagsüber (bis 18 Uhr) als "Kantine" für die Mitarbeiter und Gäste von IRIS. Speisen und Athmosphäre waren köstlich! Italien - ein Kulturland!

Es war wohl das einzigartigste Projekt, an dem ich je teilhaben durfte. Mit der M.A.R.S. zu arbeiten, war, wie der Zeit um 15 bis 20 Jahre voraus zu sein. Die Klänge versetzten die Anwesenden in Erstaunen. Alles war neu und einige der Syntheseformen bisher ungehört.

M.A.R.S.

MARS entstammt der MUSICn-Philosophie, da es den von Max Mathews entwickelten Grundansatz beibehält [Mathews u. a. 1969]. Die Synthesealgorithmen werden als Kombinationen von Bausteinen spezifiziert; die Aktivierung von Instrumenten wird durch note events gesteuert. Dieser historische Hintergrund findet sich auch in den Hauptmerkmalen des 4X-Systems [Favreau et al. 1986] (hochleistungsfähige Echtzeit-Klangverarbeitung und Interaktivität) und in den allgemeinen GROOVE-Konzepten zur Steuerung von Notenparametern durch Zeitfunktionen während der Aufführung [Mathews, Moore 1970]. Der Schwerpunkt liegt auf der symbolischen Darstellung von Daten, um eine von der Hardware-Architektur unabhängige Benutzerschnittstelle zu bieten, die musikalische Anwendungen portabel macht.

M.A.R.S. Mk I

Die M.A.R.S. ist ein traditionelles, dreistufiges System (DSP, Controller und Host). Der digitale Signalprozessor IRIS X20 ist für die Echtzeit-Klangverarbeitung bestimmt [Cavaliere et al. 1992]. Der Motorola MC68302 Mikrocontroller unterstützt das Echtzeit-Betriebssystem RT20M [Andrenacci et al. 1992], das für die Klangerzeugungs-Karte NERGAL entwickelt wurde. Der Host-Computer unterstützt die grafische Entwicklungsumgebung ARES.
Diese Architektur garantiert eine hohe Leistung und bietet die Möglichkeit, zwischen Klangverarbeitung und Steuerung der Performance zu unterscheiden, so dass Musiker MARS auch als MIDI-Instrument verwenden können (= ohne den Host-Computer).

1992 wurde die erste Hardware-Version der M.A.R.S. vorgestellt und im Januar 1995 erlangte die M.A.R.S. Marktreife.
Bis Ende 1996 war der Host-Computer ein ATARI mit der Software Edit20 [IRIS] und im Januar 1997 wurde die Computer Plattform von ATARI auf Windows PC umgestellt. Die Verbindung mit dem Computer wurde nun über eine ISA-Karte im Bus Board des PC hergestellt. Die neue Software ARES (Audio Resource Editing System) bedeutete einen Quantensprung für die Programmierung.


ARES

Software (Windows 3. und Win95)

sample-imageMARS verfügt über einen vordefinierten Satz einfacher Objekte, die mit der grafischen ARES-Umgebung bearbeitet werden können, um komplexere Objekte wie "Algorithms", "Tones", "Orchestras" und MIDI-Performance-Setups zu erstellen. Die MARS-Audio-Basisobjekte sind vom Benutzer patchbare Algorithmen, die spezifischen Signalverarbeitungsoperationen entsprechen (Mikrocode für den X20 Chip). Die "Algorithms" werden grafisch erstellt und sind sofort auf der Klangerzeugungsplatine implementiert, so dass keine Kompilierungszeit erforderlich ist.
Für jeden "Algorithm" kann der Benutzer eine Anzahl von "Tones" konfigurieren. Ein "Tone" definiert für alle "Algorithm"-Parameter die Regeln für die Berechnung ihrer Werte und ihre Beziehung zu MIDI-Steuerungen und -Events.
sample-imageEin "Orchestra" ist eine Sammlung von polyphonen Algorithmen (Klonen) und eine Zuordnung ihrer Verbindung mit Audiobussen, DACs und ADCs. Für jedes "Orchestra" kann der Benutzer eine Reihe von Klangeinstellungen erstellen, die die Sammlung der zu spielenden "Tones" und die gesamte MIDI-Umgebung des "Orchestra", auch Performance-Umgebung genannt, definieren.
Die Erstellungs- und Bearbeitungsschritte dieser Objekte umfassen verschiedene Bereiche, die von verschiedenen Prozessoren verwaltet werden. Die Ausgangsdaten eines "Algorithm" oder "Orchestra"- betreffen beispielsweise die DSP-Ebene (X20-Mikroprogramme, Datenspeicherwerte, Samplespeicher, ...), während die Ausgangsdaten eines "Tones" oder einer Bearbeitung des Tone" die Steuerungsebene betreffen (d.h. das auf dem Mikrocontroller laufende Betriebssystem), das die MIDI-Nachrichten und die Interaktionen der Aufführungsumgebung verwaltet.

Arbeitsweise

Die Arbeit an der MARS erfolgt normalerweise in drei Schritten [Favreau, Sapir 1993]. Die Reihenfolge der Schritte ist keine strikte Notwendigkeit, im Gegenteil, viele Bearbeitungsschritte können parallel durchgeführt werden, was die Flexibilität des Systems erhöht.

sample-imageDer erste Schritt ist das Erstellen und Debuggen von "Algorithms" mit dem Algorithm-Editor [Armani et al. 1992] für die Verarbeitung von Signalen: Synthese, Analyse und Effekte. Dieses System bietet dem Benutzer eine reichhaltige und erweiterbare Bibliothek von patchbaren Modulen für die Signalverarbeitung und eine Reihe von Debugging-Tools (Oszilloskop, VU-Meter usw.), die die Erstellung und das Debugging von Algorithmen vereinfachen. Außerdem implementiert das System die Module in Echtzeit, sobald sie vom Benutzer installiert werden.

sample-imageDer zweite Schritt ist das Erstellen und Debuggen von Klangfarben [Palmieri, Sapir 1992] mit dem Tone-Editor: Definiert werden Werte und die Regeln für die Berechnung der Parameter der zuvor definierten Algorithms. Jeder Algorithm kann mit einer Reihe von "Tones" konfiguriert werden (Definition seiner Parameterwerte, Hüllkurven und Wellenformen sowie Zuweisung und Definition von MIDI-Steuerungsparametern usw.), und zwar mit Hilfe einer Reihe von sekundären Editoren und grafisch interaktiven Werkzeugen, die alle Teil des ARES-Pakets sind.

Der dritte Schritt besteht darin, das "Orchestra" mit dem Orchestra- und dem Tone Map-Editor zu erstellen und zu debuggen: Auflistung der Algorithms und Timbres, die verwendet werden sollen, und Definition der mit dem Orchestra verbundenen MIDI-Aufführungsumgebung. Während der Entwicklung neuer Algorithms und Timbres erstellt der Benutzer eine Art Datenbank mit Klangressourcen, die später in einem oder mehreren Orchestras für die Ausführung von Musikstücken verwendet werden können. Diese Orchestras können als echte Aufführungsumgebungen betrachtet werden, sobald der Benutzer die Polyphonie der verschiedenen verwendeten Algorithms, die Liste der zu spielenden Klangfarben, die Zuweisung der MIDI-Kanäle und schließlich die Konfiguration des Audiobusses festgelegt hat.

Sobald diese drei Phasen abgeschlossen sind, kann die MARS für Live-Musik verwendet werden, indem es mit einem Gesten-MIDI-Controller oder einer MAX-Anwendung [Puckette 1991] verbunden wird.


Meine M.A.R.S.

Der einfache Grund meiner Vorliebe für die 19-Zoll M.A.R.S. war, abgesehen vom phänomenalen Klang, daß die mit dem Host Computer erstellten Konfigurationen auch als MIDI-File gespeichert werden konnten, und daß das MIDI-File wiederum im dazu erstellten MAX-Patch integriert und nach dem Öffnen des MAX-Patches einfach als MIDI-Dump an die M.A.R.S. geschickt werden konnte - also: Max-Patch öffnen, MIDI-Dump Button anklicken, Spielen. Diese Fähigkeit machte das System zum leichtesten und transportabelsten System seiner Zeit, da der Host-Computer, auf dem die Anwendungen programmiert worden waren, bei Aufführungen zuhause oder im Studio bleiben konnte und die M.A.R.S. einfach durch den MIDI-Dump, auch während der Konzerte, in völlig verschiedene Audio-Prozessoren verwandelt werden konnte. Diese Version der M.A.R.S. ist absolut geräuschlos, da sie keine Lüfter hat, und sie ist ein Leichtgewicht! Ein Musikinstrument, das in einem eleganten Lederimitat-Koffer geliefert wurde.

Ausser mir, gab es nur eine Handvoll Privatpersonen, die eine M.A.R.S. besassen.

sample-imageEin Blick auf das gut sortierte Innenleben der M.A.R.S.: Etwas unterhalb der Mitte ist der Signalprozessor IRIS X20 zu sehen.

Die gebotenen Möglichkeiten waren schon als solches und in diesem Umfang, in dieser kleinen Kiste, vorher schlicht unvorstellbar.

Die MIDI-Einbindung und das GUI (Graphical User Interface) habe ich mit dem "Programming Environment" MAX programmiert - zuerst auf einem Apple SE30, seit 1995 auf einem Apple 540c, dem ersten Apple Laptop mit Farb-Monitor. So konnte ich mit M.A.R.S. und Computer bereits Flugreisen mit dem kompletten Instrument als Handgepäck machen. Beflügelnd! Klänge wie Realtime-Sampling, Granularsynthese, Physical Modeling etc. hatte ein Grossteil der Konzertbesucher noch niemals zuvor gehört.

Meine M.A.R.S. bekam 1998 ein Bus-Upgrade. Während eines Besuchs in Paliano wegen Wandler-Problemen, wurde neben dem kostenlosen Austausch sämtlicher Wandler, meine M.A.R.S. freundlicherweise auch gleich modernisiert. Nun hatte sie nicht mehr 2x 4 Ausgänge (Busse voneinander getrennt), sondern 1x 8 Ausgänge. Eine lästige Beschränkung war damit aus dem Weg geräumt! Ich glaube, ich bin der einzige "Kunde", der das bekommen hat - es stand gerade der Generationswechsel zu den ISA-Karten an, der auch mit einer anderen Hardware verknüpft war, und das Studio IRIS sollte nur noch wenige Monate bestehen.

Ein Foto meines Domizils während der 90er Jahre. Hier habe ich MAX, M.A.R.S., C-Programmierung und noch vieles mehr kennengelernt. All diese historischen Computer!

Ausschnitt: Jochen Bohnes "Amorph II", Festival "Sampling Rage" in Berlin, 1996, Live-Sampling, M.A.R.S.


M.A.R.S. Mk II

1998 kam schliesslich das grösste Upgrade der M.A.R.S., die nun eine ISA-Karte, für den Einbau in den PC war. Mit der ISA-Karte kam auch eine externe 19 Zoll Audio-I/O Unit mit 8x analog I/O und 8x digital I/O (AES-EBU).

sample-imagesample-imageDie ISA-Karte brachte technische Fortschritte:
Die Sampling Frequenz war jetzt zwischen 32 und 44,1kHz einstellbar - vorher lag sie fix bei 39,0625 kHz. Die grösste Veränderung war aber, dass die M.A.R.S. ISA-Card, statt mit 32MB, nun mit 64MB Sample RAM ausgerüstet werden konnte, und dass in einem Rechner jetzt bis zu acht M.A.R.S. ISA-Cards betrieben werden konnten - also bis zu 512MB RAM.

Ich bin dieser Generation, die die letzte Generation werden sollte, nur einmal im "Experimental Studio des SWF" ("Strobel Stiftung") während der Konfigurierung der frisch angeschafften M.A.R.S. MkII begegnet. So eindrucksvoll der technische Fortschritt auch war - diese Version war nicht mehr "mein Ding".

Vor allem gefiel mir diese Veränderung nicht, weil PCs damals gross und schwer waren und die Lüfter einen Höllenlärm verursachten. Auch die (leichte) Transportabilität war dahin. Es war jetzt auch kein "All-In-One-System" mehr. Genau deswegen aber hatte ich mich 1994 entschlossen, mir eine eigene M.A.R.S. anzuschaffen.

Das die M.A.R.S. jetzt eine Karte im PC war, bedeutete, dass der PC immer in Betrieb sein musste, um mit der M.A.R.S. zu arbeiten. Jetzt war es eher ein System für Studios mit Maschinenraum und schalldämpfenden Schränken geworden. Dadurch verlor diese neue M.A.R.S. für mich den Status eines Musikinstrumentes und wurde zu einem, eher unangenehmen "Gerät".

Von einem Musikinstrument erwarte ich, daß es still ist, wenn ich nichts mache. Ich verzichtete daher auf die Neuerungen und blieb glücklich mit meinem leichten 2HE 19 Zoll Instrument. Ohnehin hätte ich diese Umstellung wahrscheinlich kaum bezahlen können (habe aber nie den Preis erfragt). Mir war die alte Version wegen ihrer Vorzüge wesentlich lieber - auch mit nur 32Mb RAM!

So wenig ich auch von Technik verstehe, so hatte ich auch Zweifel an der Veränderung. Warum wieder ISA (16bit)? ISA war eine, bereits 20 Jahre alte Schnittstelle und PCI (32bit) war schon längst am Horizont erschienen und verbeitete sich rasant. Apple bot schon seit 1995 Rechner mit PCI Schnittstelle an und in der, sich schnell verändernden Computerwelt war absehbar, dass der ISA-Bus keine grosse Zukunft mehr haben wird.

Das Ende von IRIS

1999 war das Studio IRIS plötzlich "verschwunden". Einfach so, ohne Vorankündigung geschlossen. Keine Nachrichten, keine Hinterlassenschaften, keine Dokumente, keine Ersatzteile oder Techniker, die die M.A.R.S. hätten reparieren können, keine Adressen, keine Telefonnummern. Es war ein Schock! Auch im noch frischen "Word Wide Web": nichts!

Da fast alle Abnehmer der M.A.R.S. Hochschulen oder (mit öffentlichen- oder Stiftungs-Geldern finanzierte) Studios waren und untereinander in (einer ziemlich idiotischen) Konkurrenz standen, statt miteinander vorwärts zu gehen, gab es wenig Kontakt unter den "Besitzern" und es gab keine Ambitionen, diese Plattform gemeinsam über die Zeit zu retten. Schliesslich waren es "öffentliche Gelder", die investiert bzw. verloren worden waren - das haben die "Benutzer" natürlich nicht bemerkt, so wurde darüber auch kein Gedanke verschwendet.


Das Elektronische Studio der Musik-Akademie Basel

Im elektronischen Studio der Akademie Basel", mit dem ich seit 1993 zunehmend verbunden war, und namentlich durch Thomas Kessler, Komponist, Leiter und Gründer des Studios, war ich der M.A.R.S. begegnet. Als "Komponisten-Studio" war das Basler Studio einer der wenigen Orte, an dem die musikalischen Wünsche und Vorstellungen von Komponisten für die Realisierung der Elektronik in ihren Werken, individuell umgesetzt wurden - und Thomas Kessler hatte eine Vor-Version der M.A.R.S. ins Studio gebracht, an der mit grossem Interesse "geforscht" wurde, hierbei war Wolfgang Heiniger, der Assistent von Thomas Kessler, die treibende Kraft und durch seinen vorherigen Aufenthalt in Stanford/USA bereits mit DSP vertraut.

Im Herbst 1994 - wir waren mittlerweile mit der M.A.R.S. vertraut und hatten bereits einige Projekte damit realisiert - erreichte uns die Ankündigung der baldigen Marktreife der M.A.R.S. und es wurden zwei Stück vom Studio bestellt. Die M.A.R.S. war schlicht ein Garant für so viele Dinge, die ohne M.A.R.S. nicht möglich gewesen wären!

Da ich in Basel weder Student noch Dozent war (vielleicht etwas von beidem) und weil ich meine Tätigkeit auf keinen Fall an die wenigen Orte (Studios) mit einer M.A.R.S. binden wollte, hatte ich mich bereits nach kurzer Überlegung entschieden, alle meine Yamaha- und ARP-Synthesizer plus einiges an Equipment zugunsten einer eigenen M.A.R.S. zu verkaufen. Ein Entschluss mit deutlichen Konsequenzen, den ich aber nicht bereut habe. Die M.A.R.S. kostete immerhin 15 Millionen Lire (ca. 15.000 DM)! DER Wahnsinn! Für mich wurde der Bestellung also eine dritte M.A.R.S. hinzugefügt und Basel wurde so, 1995, praktisch über Nacht und zumindest nördlich der Alpen, zur grössten M.A.R.S. Vertretung auf der Erde.

sample-imageWolfgang und ich hatten mittlerweile mit der Arbeit an einem Real-Time Sampler begonnen - so etwas gab es damals noch nicht. In dieser Zeit habe ich sehr, sehr viel von Wolfgang gelernt. Wenn ich nicht mehr weiter wusste, hatte er, zwar manchmel erst Wochen später, Wege zur Lösung im Kopf. Der Realtime-Sampler (mit Filtern, Ring-Modulation, etc.) wurde ein Instrument, das uns für eine Zeit eine Art Alleinstellung einbrachte und um das wir auch beneidet wurden. Im Zuge eines MAX Interviews fand der Realtime-Sampler sogar eine Erwähnung im "KEYS-Magazin" - inklusive kurzem "Track" als Klangbeispiel auf der beiliegenden CD.

Die M.A.R.S. klang so gut, daß Karlheinz Stockhausen, während eines Besuchs im Studio in Basel, zu dem wir ihm verschiedene Ringmodulatoren zur Auswahl für eine bevorstehende Aufführung von "Mixtur" (mit der M.A.R.S.) programmiert hatten, nach dem Hören sagte, sie seien "genau so gut wie die alten, analogen Ringmodulatoren im WDR, nur rauschen sie weniger". Wer auch nur annähernd eine Vorstellung von Karlheinz Stockhausen's Verhältnis zu seinen alten Ringmodulatoren hat, ahnt vielleicht, was das bedeutete! Die M.A.R.S. war geadelt! Auch der andere Titan, Luciano Berio, arbeitete gelegentlich im IRIS Studio in Paliano mit der M.A.R.S. an eigenen Werken und ich hatte das unglaubliche Glück, beide miterleben zu dürfen und mit beiden auch musikalisch gearbeitet zu haben.

Wir machten in den folgenden Jahren im Basler Studio eigentlich alles "Wichtige" mit der M.A.R.S., auch wurde nicht nur komponierte Musik gespielt - schliesslich komme ich aus der Improvisation - und das war natürlich auch eine grosse Herausforderung!



Setup

Quasi mit dem Erhalt der M.A.R.S., 1995, hatte sie die zentrale Rolle in meinem beruflichen Leben übernommen und auch grosse Veränderungen in meinem gesamten Leben ausgelöst. Es tat sehr gut, nicht mehr an die ästhetischen oder funktionalen Entscheidungen von Herstellern gebunden zu sein (und Synthesizer und Sampler mit SysEx-Daten zu mißbrauchen)! Nun konnte ich alle Entscheidungen selber treffen. Mit der M.A.R.S. wurde die DSP-Struktur- und mit MAX die MIDI-Steuerung und alles, was musikalische Entscheidungen betraf, von mir selbst programmiert. Es war ein geradezu himmlischer Zustand! Und ich war der einzige Musiker, der mit einer M.A.R.S. auch "tingelte". Die Türen standen weit offen - manchmal stieg ich sogar spontan zum dritten Set bei Konzerten von Freunden ein. Alles war extrem unkompliziert und das Gepäck klein!

sample-imageDa die M.A.R.S. keine Mikrofon-Vorverstärker hat, benutzte ich ein kleines Mackie Pult und führte die Mikrofon Signale (max. 4) als "Direct Out" direkt in die Line-Inputs der M.A.R.S..

So war auch bei kleineren Konzerten die Bühnenverstärkung für Stimmen oder akustische Instrumente bereits gelöst, weil das unbearbeitete Signal ja auch auf die Ausgänge des Mischpults geleitet werden konnte. Für grössere Besetzungen hatte ich noch ein grösseres Mackie Pult.

Auf dem Foto ist schon ein etwas grösseres Setup mit einer analogen Sherman Filterbank zu sehen: Das Foto entstand in La Jolla, San Diego, USA 1999. Es ist heute schwer vermittelbar, wieviel Freiheit die M.A.R.S. damals bedeutete! Für eine solch komplexe Elektronik war zu der Zeit normalerweise eher der Einsatz eines Tiefladers erforderlich!

sample-imageEine zusätzliche Beschleunigung beim Auf- und Abbau brachte mein drahtloses Mikrofon-System der "SONY Freedom Series" mit Lavalier (Miniatur-) Mikrofonen. Auch das war damals wie Zukunft. Sender (links) und Empfänger (rechts) waren kleiner, als heutige Smartphones und hatten eine beachtliche Reichweite. Sie funktionierten reibungslos. Es war ein Set aus dem TV Bereich.

summa summarum:
ein superkleines, sehr leichtes, sehr gut klingendes Live-Elektronik Setup, das ich komplett alleine programmieren, aber auch tragen konnte - und Auf- und Abbau dauerten nur wenige Minuten. Es war nie besser!


Feldberg - @ Museum of Art, Balboa Park, San Diego, USA 1999

Jochen Rückert- dr; Hayden Chisholm - as; J.B. - M.A.R.S. und Sherman Filterbank.


Parallel zum Ende von IRIS und dem Verschwinden des Studios in Paliano kam 1999 auch die Loslösung vom Studio in Basel. Die 5 Jahre mit meiner M.A.R.S. waren ein "Game Changer". MAX und MARS hatten mir während der vergangenen 10 Jahre viele neue Türen geöffnet, ich hatte mit einigen der grossen lebenden Komponisten arbeiten oder / und spielen können und der Schritt vom Jazz Piano in die "unsichere Welt der Computer" und in die digitale Elektronik in der Neuen Musik, war gemacht.

Durch den Umzug nach London war ich gezwungen, die M.A.R.S. häufiger als flugtaugliches Handgepäck zu transportieren und ich gewöhnte mich vorübergehend, aber unwillentlich, ans Fliegen. So ging es dann auch zweimal in die USA. Dort lernte ich nach einem Konzert auch Miller Puckette kennen, den "Erfinder" von MAX. Miller ist auch ein wirkliches Genie und gehört zu den wundervollsten Persönlichkeiten, die ich je getroffen habe!

Während der Zeit in London hatte ich den PC "auf dem Kontinent" stehen und keine neuen Konfigurationen auf der M.A.R.S. programmiert. Ich konnte ja auf meine bestehenden M.A.R.S.-Patches zurückgreifen (und wollte damals auch mehr spielen und weniger programmieren). Nach 9/11 konnte ich keine Bereitschaft aufbringen, mich an Flughäfen aus Sicherheitsgründen erniedrigen zu lassen und zog zurück auf "den Kontinent". Aber auch dann habe ich keine neuen Projekte mehr mit der M.A.R.S. angefangen, weil die Sorge grösser wurde, dass ich meine gesamte Arbeit verlieren würde, sollte die M.A.R.S. kaputt gehen. Ein wirklich ungutes Gefühl. MAX wurde deutlich besser und vielseitiger, 2001 kamen Firewire Audio-Interfaces, und die Dinge nahmen ihren Lauf. Die M.A.R.S. befand sich in meinem Leben durch die Umstände im "Fade Out" - obwohl ich sie noch genauso gut fand, wie am ersten Tag. Inzwischen kann auch MAX im Audiobereich, insbesondere mit Gen, in manchen Bereichen (nicht in allen!) sogar mehr, als es die M.A.R.S. je konnte - jedoch denke ich oft an die M.A.R.S. und glaube, dass sie klanglich eventuell weit überlegen war.

… dann das:



Great Reset?
4. Industrielle Revolution?
Neue Welt Ordnung?

Der Untergang Babylons

Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel sagen:
Geht aus ihr hinaus, mein Volk, damit ihr nicht an ihren Sünden teilhabt
und damit ihr nicht von ihren Plagen empfangt!

"Eat ze Bugs!"


"Wir sind das CO2, das eingespart werden soll!"

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